Nein, ich weigere mich beharrlich, dass das vom Alter kommt und ich mir einfach über zu viele Dinge zu viele Gedanken mache.
Wir haben uns unglaublich viele Mühen gemacht, im Vorfeld an alles zu denken und uns auf diese Reise akribisch vorzubereiten. Wir haben sogar noch dran gedacht, für die Kinder per Express Reisepässe und ESTA zu besorgen, weil man das in den Staaten eben braucht, auch wenn man mit den Kollegen eigentlich gar nichts zu tun haben will, sondern nur eben im Transitbereich eines amerikanischen Flughafens auf den Anschlussflug warten will. Ist ja nicht so, dass wir solcherlei Reisen nicht schon öfter vorbereitet hätten. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass besonders die administrativen Vorgänge um die Einreisen in Staaten deutlich akribischer und mühseliger vonstatten gehen müssen. Jemand der sich aus unterschiedlichen Gründen schwer mit Internetrecherche tut, hätte heutzutage keine Chance mehr eine solche Reise überhaupt auf die Beine zu stellen. In Stückwerk muss man sich die einzelnen Punkte aus offiziellen Webseiten oder anderen Reiseblogs ziehen. Eine zentrale Plattform, wo verlässlich alle Informationen und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Einreise zu finden sind, sucht man in dieser hochglobalisierten Zeit vergeblich. Ich schweife hab, tut mir leid.
Immerhin war die letzte Generation so freundlich, die A9 und A99 am Tag vorher und das Rollfeld des Münchner Flughafens am Tag nach unserem Abflug zu blockieren. Ich hatte mir im Vorfeld Szenarien ausgemalt, wie wir mit Kindern und Gepäck zu Fuß Richtung Terminal hechten, weil die Kolleg*innen sich auf die Zufahrtsstraßen des Flughafens geklebt haben.
Am Nachmittag vor dem Flug haben wir dann noch rausgefunden, dass amerikanische Airlines im Gegensatz zu allen anderen eben nicht das Gepäck 24 Stunden vorher schon annehmen und man entspannt einchecken kann. So war die erste Fahrt zum Flughafen am Dienstag nicht ganz umsonst. Immerhin sind wir um eine Erkenntnis reicher: Wir werden in Zukunft wohl neben SAS auch amerikanische Airlines versuchen zu vermeiden. Vielleicht aber auch nicht, sonst verfallen ja die Flugmeilen.
Insgesamt haben wir den Eindruck, dass die Flugbranche es – zumindest in der Economy-Class – bei aller Professionalisierung geschafft hat, den Ablauf eines 12h-Fluges für die Kunden und insbesondere für reisende Familien mit Kleinkindern so einfach und angenehm wie möglich zu machen. Vermutlich aus Gründen der Effizienzsteigerungen, bieten die Flugzeuge inzwischen keinerlei „Aufenthaltsräume“ außerhalb der eigenen Sitzreihe an, bei denen man nicht das Gefühl hat, mit einem unruhigen Kind vor dem Bauch nicht entweder der Crew oder anderen Gästen auf den Füßen zu stehen. Essensausgaben erfolgen immer nach dem selben Muster: Von vorne nach hinten, dann direkt der Getränkewagen und kurz darauf schon wieder der, der den Müll einsammeln kommt. Es kann doch nicht sein, dass sich auch in den heutigen Zeiten noch nicht zu den Fluggesellschaften durchgesprochen hat, dass es praktisch unmöglich ist, mit zwei kleinen Kindern in diesen engen Sitzreihen zur selben Zeit ohne Riesensauerei auf diesen kleinen rutschigen Tablets essen zu können. Ich vermute, sie wissen das schon lange. Es ist ihnen einfach egal, weil es einfach jede verdammte Fluggesellschaft gleich macht. Familien generieren eben zu wenig Umsatz. Allerdings lasse ich mich sehr gerne vom Gegenteil überzeugen. Wieder abgeschweift. Mea maxima culpa.
Am Ende sind wir am Mittwoch ganz entspannt um kurz nach 7 Uhr aus Landsberg gestartet, um nach Shuttletransfer vom Parkplatz, Gepäckaufgabe, Sicherheitskontrolle, Passkontrolle, erneuter Sicherheitskontrolle (weil das bei den Amis offensichtlich nötig ist) um halb 12 Uhr fast als letzter die Maschine nach San Francisco zu besteigen.
Unter Berücksichtigung der bereits beschriebenen Probleme, verlief der Flug dann insgesamt erträglich. Abgesehen davon, dass sich die Große beharrlich weigerte zu schlafen, was sich deutlich später beim erneuten Boarden des zweiten Fliegers rächen sollte. Aber wer die Große kennt weiß, dass sie die perfekte Definition von „bockig“ sein kann. Leider in den letzten Wochen ausdauernder denn je. Der Flug war fern davon ausgebucht zu sein, so breiteten wir uns über unsere dreier und eine vierer Reihe aus, was das Essen und Ruhen deutlich entspannte.

Für den wenigen Schlaf erstaunlich fit kamen wir dann um 15 Uhr (nach innerer Uhr um Mitternacht) in San Francisco in rekordverdächtigen 45 Minuten durch die gewohnt empathiebefreite amerikanische Immigration. Da muss natürlich auch das Baby im Buggy aus dem Schlaf gerissen werden, um erkennungsdienstlich behandelt zu werden. Einfach vollkommen albern.
Immerhin hatten wir nun noch gute sieben Stunden Zeit und beschlossen, die am Embarcadero zu verbringen. Der erste Downer kam an der Bahnstation: $21 pro Person hin und zurück. Mit Ausnahme der Kleinen. Was solls. Können ja nicht sieben Stunden mit den Kindern am Flughafen rumgammeln. Müssen uns ja wach halten. Zu dem Zeitpunkt konnten wir ja auch noch nicht ahnen, dass Anny in dieser kurzen Zeit zwei unserer drei Karten verlieren und uns nochmals $26 kosten würde. Schlafmangel ist ein hinterlistiges, kleines Biest.
Wir haben viel aus 2013 wiedererkannt und auch in der kurzen Zeit und nach diversen ambivalenten Erfahrungen mit diesem Land wieder sehen können, warum es uns damals diese Stadt so angetan hatte. Eben nicht diese aufgesetzte sondern ehrliche Freundlichkeit, dass der „american way of life“ hier nicht gezwungen, sondern verinnerlicht wirkt. Wir hatten der Großen die Seehunde am Pier 39 versprochen. Wir sahen sie noch schemenhaft in der Dunkelheit und hörten sie grunzen. Ihr hat es gereicht. Eigentlich wollten wir noch zu dem Diner, in dem wir damals vorzüglich ungesund gespeist hatten. Die Zeit war dann aber doch schneller verflogen als gedacht und Anny wurde langsam nervös. Also gings gegen 19 Uhr zurück zum Flughafen.





Ich habe die Große selten so schnell wegklappen sehen, also verfrachteten wir sie in den Buggy und die Kleine auf den Arm. Lieber 11 als 18 kg tragen. Bei der Sicherheitskontrolle Hektik, weil die Große in kurzer Zeit in Tiefschlaf gefallen war und wir sie völlig desorientiert und motorisch überfordert durch den Prozess des Ganzkörperscans bugsieren mussten. Hashtag: Grenzerfahrung. Wir zahlten $20 für je einen mäßig leckeren und ziemlich kleinen Quinoa- und Pasta-Salat. Appetit hatte eh keiner von uns. Aber essen musste sein. Die restlichen zwei Stunden bis zum Boarding schliefen wir kollektiv mehr schlecht als recht auf Sitzen vor dem Gate, die ganz im Sinne des „hostile design“ so gestaltet waren, dass man auch sicher nicht gemütlich drauf würde schlafen können.
Ich hatte es schon an den Sitzbuchungen erahnt, dass der Flug bis auf den letzten Platz ausgebucht sein würde. Keine Möglichkeit mehr für etwas Ruhe auf andere Sitze auszuweichen. Essen aus bereits genannten Gründen unmöglich. Dazu kamen noch ständige Turbulenzen, die uns davon abhielten, die Kleine in den Schlaf zu tragen. Am Ende haben wir dann doch etwas Ruhe gefunden. Ganz individuell und zu unterschiedlichen Zeiten, jeder so ein paar Stunden von den 13 in der Luft.
Bei der Einreise nach Neuseeland musste diesmal auch die Kleine eidesstattlich versichern, dass sie weder Drogen noch Waffen ins Land schmuggeln wollte, die letzten 12 Monate noch kein Gefängnis von innen gesehen und auch ganz bestimmt niemanden an ihr Gepäck gelassen hatte. Dass auch hier wieder Familien mit minderjährigen Kindern (handschriftlich) durch einen solchen Prozess genötigt werden, ist ein Zeichen unserer sicherheitsfanatischen Zeit. Immerhin waren die Kontrollen am Zoll und bei der Einreise wirklich freundlich. Trotzdem dauerte es gute 90 Minuten, bis wir endlich auf den Bus Richtung Innenstadt warteten. 30 Minuten später waren wir im Appartment. Auckland empfing uns mit schwülem Nieselregen. Trotzdem waren wir unglaublich froh, endlich wieder hier zu sein.
