Ostküste – Ein Touch altes England

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Wir sind im falschen Film. Das geht doch nicht. Man kennt ja diesen Small-Talk à la „Hey wie war der Urlaub?“ „Du, total toll! So viel gesehen und so tolles Wetter! Die Strände und die Natur traumhaft“… hat da jemals jemand die Antwort gegeben: „Ach kacke! Ständig dieser kalte Wind und der eklige Sprühregen. Da hätt ich gleich nach England gehen können, um auf der linken Straßenseite zu fahren. Der Flug wär kürzer gewesen. Und überhaupt. Das eine Kind hat uns die ganze Zeit den Camper vollgekotzt und das andere hat im Land der Trails und Walks plötzlich die Lust am Wandern verloren, nachdem das im letzten Urlaub noch super funktioniert hat.“

Die Strände und die Natur können wir in den oberen Aussagen unterstreichen. Ansonsten tendieren wir im Moment eher zu Aussage Nummer zwei.


Die Fahrt vom Mount Cook wieder raus an die Küste zog sich hin wie Kaugummi. Kilometerweite gerade Straßen, über die wir bei erlaubten 100 km/h mit maximal 110 dahin rauschten. Schneller wollten wir gar nicht fahren, da wir Angst hatten, dass bei höheren Geschwindigkeiten der hintere, laut klappernde Teil des Fahrzeugs mitsamt Kindern einfach abgerissen wird. Und das obwohl die bei dem ganzen Lärm da hinten inzwischen doch recht ausdauernd schlafen können. Außerdem hatte es sich inzwischen in Landregenniveau eingeregnet, was den Spaßfaktor potenzierte.

 

Nach schier endlosen Stunden kamen wir endlich in Kakanui an. Abgesehen vom Busch- und Baumwerk stelle ich mir so die britische Küste vor. Spärlich bebaut, viel Wiesen und Landwirtschaft. Von Steilküste umfasste, langgezogene Buchten. Natürlich mal wieder viel zu spät kamen wir an den einzigen und dementsprechend gut gefüllten Freedom Camping Spot an. Den einzigen annehmbaren Platz gaben wir auf, weil sich ein ältere Paar in seinem dicken Camper in seinem Meerblick gestört sah, weil wir einfach viel zu viel Rücksicht in diesem Business auf die Bedürfnisse anderer nehmen und uns dabei gerne selbst Probleme machen. Am Ende landen wir auf dem freundlich aber schon sehr „sloppy“ geführten Campingplatz im Ort. Immerhin konnten wir hier Wäsche machen und die Große hat mit den Kids vom Platzbesitzer schnell Spielkameraden gefunden. Standardantwort auf alle Aussagen und Fragen seitens der Kinder: „Yes“. So wird man schnell eingebunden. Läuft.

 

 

Am nächsten Morgen kommen wir Dank Wäsche und Duschen viel zu spät los, so dass wir am Boulder Beach erstmal Mittagessen müssen. Der Strand selbst pittoresk, die runden Steine liegen wie riesige Bowlingkugeln in der Brandung. Insgesamt nett zum Verweilen. Leider viel zu kalter Wind und ein ausgesprochen unentspanntes Baby treibt uns recht schnell wieder zurück zum Camper.

 

 

Am Katiki Point beobachten wir Seehunde, nistende Möwen und Kormorane. Das billo Fernglas der Großen macht sich schon bezahlt. Schöne rauhe Küstenlandschaft hier draußen. Nur das Wetter macht es einem unmöglich richtig angezogen zu sein. An exponierten Stellen friert einem der Wind die Eier ab. Sobald es windgeschützt ist, brennt einem die Sonne ein Loch in die Platte. Wär ja auch zu einfach, wenn es nun endlich etwas runder laufen könnte.

 

Wieder schrecklich spät kommen wir in Dunedin an unserem Stellplatz für die Nacht an. Ein Parkplatz direkt hinter den Dünen und oberhalb eines fantastischen Spielplatz mit Pumptrack und öffentlich zugänglichen Verkehrsübungsplatz für kleine Radfahrer inklusive richtiger Ampelanlage und Geschwindigkeitsmessung. Beeindruckend. Wir haben das Gefühl, dass hier in Neuseeland viel mehr Wert auf eine vielfältige Spiel- und Lernlandschaft für die Kinder gelegt wird. Als es dunkler wird treibt uns wieder kalter Sprühregen in den Camper.

 

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