Wir versuchen früh loszukommen, da uns heute wieder eine ordentliche Strecke bevorsteht. Früh loskommen bedeutet mit Frühstück in der Regel zwischen neun und zehn. Mit duschen zwischen zehn und elf. Da hilft auch kein Optimieren auf der elterlichen Seite. Die Kurverei aus dem Nationalpark raus und Richtung Nelson kostet auch wieder sehr schnell Nerven. Parallel versuchen wir über die Jucy-Hotline endlich eine Lösung für unseren seit Tagen schon verstopften Abfluss und den seit gestern nicht mehr funktionierenden Kühlschrank zu finden. Nach einigen Versuchen durch das brüchige Mobilnetz erfahren wir, dass der Kühlschrank bei unserem Traumgefährt stehend nur etwa zwölf Stunden funktional ist. Danach kühlt er einfach nicht mehr. Wenn wir länger stehen sollten, müssten wir einfach mal “so ne Stunde oder so” den Motor in Leerlauf laufen lassen. Außerdem wollen sie in Wellington für uns eine Werkstatt finden, die uns die Spüle freimacht.
Ich finde es etwas absurd, ein Fahrzeug fürs Freedom Camping anzupreisen, mit dem man keine zwei Tage am Stück ohne Strom stehen kann, ohne das der Kühlschrank abtaut und bei dem die Batterie kaputt geht, wenn man freistehend den Stromanschluss im Fahrzeug nutzen will. Inzwischen laden wir unsere mobilen Geräte unterwegs ausschließlich am grottigen Radio, da die im Fahrzeug verbauten USB-Anschlüsse einfach einen noch grottigeren Ladestrom liefern. Ich bin einfach froh, dass ich bis auf eine sehr ehrliche Bewertung nach dem 10.1.23 nie wieder etwas mit Jucy zu tun haben werde. Wir machen Mittagspause in Nelson bei Burger, Pommes und Eis und machen einen kurzen Spaziergang über den rappelvollen Strand. Ganz offensichtlich begeht der gemeine Kiwi genau dort seinen Boxing Day. Geht schlechter.
Die Fahrt nach Blenheim zieht sich wieder ziemlich und ist wieder außerordentlich kurvenreich. Der Freedom Camping Spot 20 min vor Picton präsentiert sich uns von einer Schranke versperrt, also fahren wir weiter direkt in einen Holiday Park in der Hafenstadt, um dann morgens um kurz nach sechs Uhr pünktlich zum Check-In bei der Fähre zu sein. Nicht gerade günstig, dafür gibt es einen Pool. Als wir ankommen geht es noch kurz schwimmen. Die Anschließende Dusche im Familienbad mit Babybadewanne tut gut. Nebenher machen wir die Wäsche. Wieder mal wird es verhältnismäßig spät bis wir schlafen. Zwei angetrunkene Urlauber direkt neben uns meinen, sich nicht an die Ruhezeit halten zu müssen und bekommen mein allseits bekanntes Temprament zu spüren. Sind ja hier schließlich immer noch in Deutschland. Der Plan, um halb sechs morgens mit schreienden Kindern süße Rache zu nehmen, scheitert. Sind zu müde und lethargisch. Ausgerechnet heute. Danke für nix.




Das Boarding verläuft unproblematisch, die Platzsuche zum Frühstück schon. Der Deutsche legt Handtücher an den Pool, der Neuseeländer Rucksack oder Kind an und auf den Tisch, den er für sein Fährenfrühstück blockieren will. Am Ende sind wir Menschen halt doch alle gleich. Wir finden mit etwas Ellenbogen ein Eck zum Frühstück. Danach verbringen wir die meiste Zeit an Deck und genießen Sonne, Wind und die schöne Küstenlinie der Marlborough Sounds. Die Kleine übt wie wild Treppen laufen und Menschen winken. Müssen ständig aufpassen, dass sie nicht von Fremden geknuddelt wird. Übergriffig aber irgendwie ja auch verständlich bei diesem Batzen Süßigkeit.

Am Mittag kommen wir in Wellington an. Wir parken beim Te Papa und sehen, dass während der Weihnachtstage parken in der Stadt kostenlos ist. Schick! Wir entscheiden uns für einen kurzen Gang durch die schillernde Cuba Street und suchen uns etwas spät leider den falschen Street Food Stand aus. Nach über einer halben Stunde und einer ab Rad drehenden Kleinen kommt zumindest der Teil von uns zum Essen, der sich nicht um das Turbobaby kümmern muss. Eine gute Stunde vor Schluss schauen wir dann doch noch ins Te Papa, das (kostenlose) Nationalmuseum Neuseelands. Hier gibt es eine Unmenge an Informationen zur Entstehung, Flora, Fauna der Inseln und zur Kultur der Maori. Hätten wir den Besuch an den Anfang unseres Wellington-Tages gesetzt, wären die Kinder wohl aufnahmebereit gewesen. Nach dem Tag auf der Fähre und in der Stadt waren aber die Batterien leer.








Eine knappe Stunde nördlich finden wir in Waikanae bei einem kleinen Park mit Spielplatz unser Nachtlager. Leider merken wir zu spät, dass hier ab 19 Uhr die Toiletten abgesperrt werden. In Ermangelung von Alternativen kommt in dieser Nacht das erste und bisher einzige Mal das Portapotty zum Einsatz. Privatsphäre gibt’s eben nicht umsonst. Ein überraschend grandioses Frühstück im Tom Thumb Cafe macht das aber schnell wieder wett. Der nachträgliche Besuch in der Nga Manu Nature Reserve wo wir Keas, Kakas und andere heimische Tiere sehen dürfen, rundet den schönen Tag ab.






Weiter geht’s Richtung Norden, wo wir nach etwas umständlicher Suche in Feilding einen weiteren mit einer kostenlosen Dumpingstation mal wieder ausgesprochen gut ausgestatteten und schön gelegenen Freedom Camping Spot gefunden haben. Insgesamt muss ich sagen, dass unser Schnitt mit kostenlosen Freedom Camping dieses Mal ziemlich gut ist.
