Die letzten Kilometer entlang der Küste offenbaren uns zwei Dinge:
1. Erinnert uns die Landschaft stark an die Channel Islands in British Columbia.
2. Wir erfahren zum ersten Mal nach dem Verlassen von Bergen eine mit unseren Gefilden vergleichbare Bevölkerungsdichte.
Da war sie nun, die letzte Unterkunft unserer Reise durch Südnorwegen. Auf einer kleinen Anhöhe in einem Wohngebiet empfängt uns ein grünes Haus mit Veranda und kleinem Garten. Das Haus haben wir über Airbnb von einer Familie angemietet, die es ganz offensichtlich selbst bewohnt und während der eigenen Urlaubszeit vermietet. Ganz offensichtlich haben wir vergessen Fotos von dem Haus zu machen.
Die Große nimmt sofort die vielen Spielsachen auseinander. Hat sie doch so wenig davon gehabt in den letzten Wochen. Wir Großen haben dafür die Qual der Wahl zwischen zwei Schlafzimmern. Nach unserem Geschmack könnte es etwas sauberer sein, aber so müssen wir bei Abreise wenigstens nicht so gründlich bei der Reinigung sein. Von Wohnzimmer und Veranda haben wir einen tollen Blick Richtung Meer.
Wir verbringen den Nachmittag damit, uns einzurichten. Die Kleine entscheidet sich in dieser Nacht, ab jetzt nicht mehr brav um 8 Uhr einzuschlafen sondern schickt ein Elternteil auf nächtliche Spaziergänge durchs Viertel. Die Helligkeit ist dabei nicht gerade förderlich.
Am Nächsten Tag starten wir im Auto mit Badesachen zum Strand Grefstadviga. Wollen wir doch das warme Wetter nutzen und endlich Mal in die Nordsee tauchen. Auf dem Weg dort hin begleiten uns zwei Horden Kinder, die ihre Drahtesel den hügeligen Weg runter zum Strand dreschen. Bei Ankunft erfahren wir, dass es sich dabei um eine 5. und eine 6. Klasse handelt, die am Strand Unterricht im Freien machen. Das hätten wir in dem Alter auch mal gerne gehabt. Trotzdem, die Ruhe ist dahin, aber immerhin bietet der Strand uns genügend Platz, um dem Trubel zu entgehen. So schön der Strand und Sand so schnell stirbt der Plan, schwimmen zu gehen. Neben einer Menge harmloser Ohrenquallen empfangen uns dort auch unangenehm aussehende Feuerquallen. Immerhin können wir uns etwas die Beine erfrischen und durch das seichte, glasklare Wasser waten.


Der nächste Tag führt uns nach Gjeving, von wo wir mit einer unerwartet kleinen Linienfähre zu Fuß auf die Insel Lyngøya übersetzen. Auf der Inselgruppe gibt es keine Kraftfahrzeuge. Wir streifen durch eine schnuckelige, verschlafene Siedlung und biegen dann auf einen schmalen Pfad ab, der uns durch dass Innere der kleinen Insel über dichte Waldstücke und lichte, steinige Anhöhen führt. Wieder erinnert uns vieles an unsere Zeit auf Galiano Island. Nach deutlich mehr Zeit als erwartet erreichen wir den südlichen, der Küste zugewandten Teil der Insel. Hier dominieren Heidekraut, Felsen, freilaufende Schafe und kleine mit Unmengen an Quallen bevölkerte Buchten das Bild. Die Schafe sind übrigens mit gutem Grund hier und sollen das wild wuchernde Buschwerk verspeisen um das Heidekraut zu Schützen.











Schilder verraten uns, dass der gemeine Besucher hier in der Regel eher gemütlich mit dem Boot anreist, als das beschwerliche Auf und Ab durch die Insel auf sich zu nehmen. Naja, wenigstens haben wir dafür Sport gemacht. Zurück in der Siedlung Lyngør bemerken wir ausgesprochen gewöhnungsbedingte Betriebsamkeit. Neben dem Fährkai spucken vier Motorboote je eine Schulklasse aus. Gleichzeitig kommt in alten Ruderkähnen eine große Gruppe Studierender am Kai an. Wir fühlen uns ein bisschen wie Crocodile Dundee, als er nach New York kommt. Die Fähre hatten wir gerade verpasst, also setzen wir uns die Stunde am Kai in die Sonne, nachdem die Horden in den Gassen des Dörfchens verschwunden waren.
Nur ein einzelner Schüler war offensichtlich ausgebüchst, stieg in eines der großen Motorboote und kam mit einer großen Tafel Schokolade zu uns, um der Großen kurzerhand ein Drittel davon abzugeben. Nett, aber gute Eltern wissen das diplomatisch zu unterbinden, indem sie sich selbst einen großen Teil davon einverleiben. Dem armen Kind wäre doch bestimmt schrecklich schlecht geworden.



Der nächste Tag empfängt uns erstmals an der Südküste mit gemischtem Wetter. Wir wollen eine letzte gemütliche Runde über die Halbinsel vor dem Homborsund laufen. Der strenge Westwind lässt uns zweifeln, warum wir uns für den letzten Tag eigentlich schon wieder so eine hakelige Wanderung antun wollen. Die Natur ist ja wirklich wieder reizvoll und so, aber dieses ständige Auf und Ab zieht Routen von nur wenigen Kilometern teilweise wie Kaugummi in die Länge. Wir kürzen bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ab und sind etwas froh, wieder am Auto zu sein. Der restliche Tag ist geprägt vom finalem Packen.

