Wanaka – ab durch die Mitte

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Die Nacht wurde jäh von einem spuckenden Baby unterbrochen. Kind, Mami, Laken, Decke und zwei eilig dazu geholte Handtücher voll. Kleines und großes Kind wach. Putzen und Umziehen um 3 Uhr nachts. Jackpot. So eine Sache ist zuhause schon eine eklige Angelegenheit, in einem beengten Camper ist das nochmals ein anderes Level.

Entsprechend früh sind wir auf den Beinen. Die Kleine turnt rum, als wär nix gewesen. Hoffentlich ne einmalige Sache. Die Sonne lacht uns an und wir statten den Highlandrindern und einer ausgesprochen handzahmen Wapiti-Kuh am Rande des Campingplatzes einen Besuch ab. Die Kleine ist aus dem Häuschen, die Große skeptisch. Ich weiß nicht so recht, wo sie in den letzten Jahren ihre Scheu vor ganz Unterschiedlichem entwickelt hat. Seis drum. Wir starten Richtung Wanaka. Der Mittelteil der Südinsel ist bekannt für sein mediterranes Klima. Wir freuen uns schon darauf, endlich wieder etwas Wärme abzubekommen. Unterwegs wird noch Obst gekauft.

 

Kurz vor der Stadt haben wir uns eine Tour durch die Bannockburn Sluicings ausgeguckt. Einem Landschaftsstrich wie aus dem wilden Westen, entstanden durch eine kurze Phase des Goldrausches, in dem aus den kargen, sandigen Hängen Bannockburns mit Wasserkraft versucht wurde, Goldvorkommen auszuwaschen. Wundervolle Canyons entstanden. Bei Bombenwetter machen wir uns ein kurzes Mittagessen auf dem Wanderparkplatz, richten uns und die Kinder (Klo, Durst, Umziehn, Trödeln, Einschmieren, Durst, Klo, Meckern, Snack… man kennt den Wahnsinn ja inzwischen) für eine Tour durchs Gelände. Inzwischen sind einige Wolken über die Berge herangezogen. Kaum sind wir ein paar Minuten ins Gelände gelaufen fängt von kaltem Wind begleitet der Regen an. Wollt ihr uns eigentlich verarschen? Wir sind ja schon ziemlich gut darin, alle Unwegsamkeiten als Teil des Abenteuers anzusehen, aber inzwischen nagt es schon erheblich an uns, dass uns seit der Ankunft auf der Südinsel die Kacke am Schuh zu kleben scheint. Stur laufen wir noch einige Minuten ins Gelände und können zumindest ansatzweise die Schönheit dieses Ortes erfühlen. Mit seinen eigentümlichen Felsformationen und seinen von Thymian überdeckten Hügel. Dann ergeben wir uns und blasen zum Rückzug. Wir steigen ins Auto und setzen unsere Fahrt nach Wanaka fort. Nach ein paar Minuten umgibt uns wieder Sonnenschein. Fick dich Wetter. Echt.

 

Nächster Stop: Puzzling World am Eingang der Stadt. Ein kleiner Erlebnispark, der aus einem Labyrinth und diversen Räumen voller optischer und sensorischer Illusionen aufwartet. Wir entscheiden uns dafür, mit dem Labyrinth anzufangen und merken nach über einer halben Stunde und erneut einsetzendem Regen, dass dabei nicht nur fünfjährigen die Lust vergehen kann. Wir nutzen den Notausgang und gehen zum Innenteil über. Spannend, auch wenn uns Alten das meiste bekannte Prinzipien sind, haben die Kids Spaß und darum geht’s bei dem ganzen Theater ja.


Ab da laufen wir wieder der Zeit hinterher. Es hat sich inzwischen eingeregnet und wir müssen dringend die vollgespuckten Sachen sauberbekommen. Wir finden eine Laundry, um endlich den Geruch aus dem Camper zu bekommen und vor allem, um für die Nacht wieder Bezug und Laken zu haben. Vorher holen wir uns noch Pizza und nutzen die Wartezeit mit Essen und die Kids für die Nacht vorzubereiten. Da es inzwischen schon fast 20 Uhr ist und wir noch eine gute Stunde zur Cameron Flat Campsite haben, wollen wir versuchen, die Kinder in den Schlaf zu fahren und dann nur noch umzubetten.

 

Die extrem kurvige Fahrt wird begleitet von nicht exisistentem Handynetz, starkem Landregen und schmierenden alten Scheibenwischern. Keine Sau kommt uns entgegen, keiner taucht vor oder hinter uns auf. Wir fühlen uns allein in diesem gottverlassenen Eck der Erde. Wir bekommen nichts mit von den beeindruckenden Gipfeln und Aussichten am Rande des Mount Aspiring Nationalparks. Ich hatte mir so fest vorgenommen, dieses Mal nicht wie schon 2016 über den Haast Pass in einem Rutsch durchzuheizen. Aber was ist die Alternative? Als wir ankommen, endlich eine Regenpause und zum Glück genügend Platz, dass wir eben und klonah stehen können. Als wir die Türen öffnen umgeben uns in kürzester Zeit Unmengen an schwirrenden, kleinen schwarzen Punkten. Wir sind bei all der schönen Umgebung in der Sandfly-Hölle gelandet. Die ersten Bisse halten sich in Grenzen, da wir das Fahrzeug und uns selbst so gut wie möglich abgeschlossen halten. Müde und unausgefüllt gingen wir ins Bett. Wir wussten ja nicht, dass der nächste Rückschlag bereits auf uns wartete.

 

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